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Hallstattfarben 2500 Jahre alt, Sonderausstellung Naturhistorisches Museum Wien, NHM

Hallstatt Borte, prähistorisch
Prähistorische Borte aus der Hallsteinzeit (800-400 v. Chr.), mit Natur- bzw. Pflanzenfarben gefärbt und mit Muster gewebt.
© Naturhistorisches Museum Wien

 

 

Vom 01.02.2012 bis 06.01.2013 wird im Naturhistorisches Museum Wien, NHM die Sonderausstellung „Hallstattfarben – Textile Verbindungen zwischen Forschung und Kunst“ präsentiert. Die Hallstatt-Textilien – über 2500 Jahre alte Stoffstücke aus dem Hallstätter Salzberg – sind der Ausgangspunkt vielfältiger Forschungen, deren Ergebnisse Kunstprojekte inspiriert haben.

Hallstatt – der Fundort

Ein wichtiger Forschungsschwerpunkt der Prähistorischen Abteilung des NHM ist der Fundort Hallstatt. Er gab nicht nur einer ganzen Kulturepoche seinen Namen, sondern gerade die Funde aus dem Bergwerk bieten in besonderer Weise einen Einblick in das Leben vor 3000 Jahren. Aufgrund der konservierenden Wirkung des Salzes sind hier Funde erhalten, die es in dieser Form anderswo nicht gibt. Gerade die Textilfunde sind noch in einer Qualität und Farbigkeit vorhanden, die uns ein Verständnis der Kulturhöhe des eisenzeitlichen Textilhandwerkes gibt.

Farbanalyse

Was wissen wir nun über eisenzeitliche Färbetechniken?
Die farbstoffanalytische Untersuchung der prähistorischen Hallstatt-Textilien mit Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie erlaubt einen Blick in die Anfänge der Textilfärberei. Menschen der Urgeschichte hatten erkannt, dass die Farbigkeit der Natur nicht einfach auf Textilien zu übertragen ist. In grünen Blättern, blauen und roten Blüten sowie Früchten fanden sie keine dauerhaften Textilfarbstoffe. Sie benutzten Gerbstoffe, gelbe und rote Beizenfarbstoffe und die blau färbende Pflanze Waid. Sie färbten nachweislich Wolle nach dem Spinnen und nach dem Weben aber vermutlich auch Vlies.

Experimentelle Archäologie

Ein wichtiger Teilbereich des Projektes ist die Rekonstruktion konkreter, Farbstoff-analysierter Bänder aus dem Salzbergwerk. Dabei wurden die einzelnen Arbeitsschritte vom Vlies primitiver Schafrassen, über Spinnen und Weben bis zum fertigen Bandgewebe durchgeführt. Eine interessante Frage ist der nach dem benötigten Arbeitsaufwand; so sind um die 129 Stunden Arbeitszeit für ein aufwändiges Brettchengewebe nötig.

Farbstoffe der Hallstatt-Textilien

Einige Hallstatt-Textilien wurden mit Hochleistungs-Flüssigchromatographie, mit Photodiodenarray Detektion, optischer Mikroskopie, Rasterelektronenmikroskopie und mit Röntgenfluoreszenz-Analyse untersucht, um die Farbstoffe der gefärbten Textilien zu identifizieren. Die Forschungsergebnisse wurden 2010 veröffentlicht.

Dabei ließen sich mehrere verwendete Farbstoffe identifizieren wie Waid, Isatis tinctoria, Safran, Crocus sativus, verschiedene Rötegewächse (Rubiaceae) und Gerbstoffe (Tannine). Die gelben Farbstoffe Apigenin und Luteolin könnten von Wau, Reseda luteola, und der Geruchlosen Kamille, (Ruderalkamille), Tripleurospermum inodorum, stammen. Die Verwendung  von Kreuzbeeren, Rhamnus sp.,  Kermesläusen und  Flechten könnte zum Färben möglich gewesen sein, konnte aber nicht sicher nachgewiesen werden. Vermutlich wurden die Metallverbindungen Aluminium Eisen, Kupfer für das Beizen des Fasermaterials verwendet.

Broschüre zur Ausstellung Hallstattfarben

Broschüre zur Ausstellung HallstattfarbenBeim Naturhistorisches Museum Wien kann eine Broschüre zur Sonderausstellung Hallstattfarben bezogen werden. Email: shop@nhm-wien.ac.at

Weitere Informationen

Dyeing techniques of the prehistoric Hallstatt-Textiles

Sonderausstellung Hallstattfarben NHM, Wien