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Keuschlamm und Feigenblatt, Färberpflanzen im Hof des Kreuzgangs des Mainzer Doms?

Keuschlamm, Vitex agnus-castus und Feigenbaum, Ficus carica im Hof des Kreuzgangs des Mainzer Doms

Keuschlamm, Vitex agnus-castus und Feigenbaum, Ficus carica sind beide Färberpflanzen und färben Wolle gelb.
Allerdings erwecken sie Assoziationen im Innenhof des Kreuzgangs des Mainzer Doms.

Keuschlamm und Feigenbaum im Innenhof des Kreuzganges des Mainzer Domes

Keuschlamm, Vitex agnus-castus

Vitex agnus-castus rechts im Bild, ein blaublühender, strauchartiger Schmetterlingsblütler wird Keuschlamm, auch Keuschbaum oder Mönchspfeffer genannt, weil er angeblich den Geschlechtstrieb abschwächt.
Im Mittelalter wurde der Mönchspfeffer zum Symbol des enthaltsamen Mönchslebens.
Die Mönche konnten die scharf schmeckenden Samen als Gewürz für ihre Speisen nehmen und wurden dabei von der „Abkehr von weltlicher Liebe“ unterstützt.
Den Griechen galt Mönchspfeffer als Symbol der keuschen Ehe.

Feigenbaum, Ficus carica

Links im Bild ist ein Feigenbaum zu sehen. Die Feige wird bereits in der Bibel Genesis 3,7 erwähnt: Da gingen beiden (Adam und Eva) die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.
Im antiken Griechenland war die Feige mit aphrodisischen Eigenschaften verbunden und dem Gott Dionysos gewidmet.

So stehen sich im Mainzer Dom im Innenhof des Kreuzgangs, der zwischen 1400 und 1410 im Stil der Gotik errichtet wurde, eine Pflanze mit der Symbolik Enthaltsamkeit und einer Pflanze mit dem Bezug zur Sexualität gegenüber.

Eigentlich eine ganz ausgeglichene Situation für einen geweihten Ort.

Weitere Informationen

Färbeeigenschaften von Vitex agnus-castus und Ficus carica sind Im Buch Färberpflanzen beschrieben.

Der oder das Keuschlamm – Vitex agnus-castus L., Verbenaceae- Ein kulturhistorischer Essay
Portraits der im Capitulare de Villis aufgelisteten Pflanzen: Ficus carica, Feige