Allgemein, Faserpflanzen

Bambusfaser ökologisch?? – ein Hype?

Bambusfaser ökologisch??, Naturfaser? – Hype?
Bambusfaser scheint ein schwieriges Kapitel zu sein.
Bambus wird meist und fälschlicher Weise als umweltfreundliche Naturfaser angeboten, was bei der im Allgemeinen angebotenen Viskose auf Bambusbasis inkorrekt ist.
Der Riesenbambus Phyllostachys edulis, zur Familie der Gräser (Poaceae) gehörend, der in China heimisch ist und weit verbreitet in Asien angepflanzt wird, erreicht unter entsprechenden klimatischen Bedingungen bis 120 cm Wachstum pro Tag, wird bis über 20 m hoch und erreicht einen Durchmesser bis 18 cm. Bambus enthält ca. 73 % Zellulose und 23 % Lignin. Er erzeugt eine mehrfache Menge an Biomasse im Vergleich zu herkömmlichen Laub- und Nadelhölzern. Die Bambuswälder können in ihren ursprünglichen Gebieten ohne Pestizide, Düngung und Bewässerung wachsen. Im Alter von 3 – 5 Jahren kann der Bambus geerntet werden. Er wächst von alleine über Sprossen nach. Die Sprossen haben kein Dickenwachstum, sondern wachsen in vollen Umfang aus dem Boden. Diese Bambusart wird als Baustoff, zur Herstellung von Holzkohle und Zellstoff und zur Gewinnung von Sprossen als Gemüse für die Ernährung genutzt. In der Medizin werden die Bambusblätter von Phyllostachys edulis zur Behandlung arthritischer Entzündungen, die Hüllblätter des Stängels zur Behandlung von Brechreiz und bei Magenübersäuerung verwendet, um einige Anwendungen zu nennen.

1. Viskosefaser
Aus Bambus wird Zellulose durch Verarbeiten der ganzen oberirdischen Pflanze gewonnen. Unter Dampf wird aus zerkleinerten Bambusstängeln und -zweigen und aus innerem Mark die Zellulose extrahiert und die Ligninbestandteile durch Natronlauge, schweflige Säure oder organische Lösungsmittel entfernt. Aus der gelösten Zellulose wird unter Einsatz von Natronlauge und giftigem Schwefelkohlenstoff Viskose (Rayon) hergestellt. Im Spinnbad, das Schwefelsäure, Natriumsulfat und Zinksulfat enthält, wird die Viskose unter Druck durch Spinndüsen gepresst. Dabei fällt der Zellstoff unter Entstehung von Natriumsulfat und giftigem Schwefelwasserstoff aus.
So stammt fast alle am Markt angebotene Bambusfaser aus der Viskose-Produktion (Rayon) in China aus der Bambusart Moso Bambus, Phyllostachys edulis (=Phyllostachys heterocycla pubescens). Bei der Viskose-Produktion werden die ursprünglichen polymeren Zellulosemoleküle etwas umgebaut. Die Viskose wird als Regeneratfaser in der Gruppe der Chemiefasern klassifiziert. Antibakterielle Eigenschaften der Bambus-Viskosefaser, sind nicht nachweisbar.
In Deutschland war die Viskose-Produktion noch vor Jahren sehr umweltbelastend. In ihrer Umgebung sind noch heute Grundstückspreise attraktiv. In China dürften auf modernste, umweltfreundliche und damit teure Produktionsmethoden noch verzichtet werden.


2. Bastfaser
Darüber hinaus gibt es eine Faserproduktion ähnlich wie bei Flachs und Hanf bei einem Schweizer Unternehmen, bei der die originäre Bambusfaser (Bastfaser) Verwendung findet – aber dieser Prozess wird nur in geringem Ausmaß genutzt. Bei der Verarbeitung wird ähnlich wie bei Hanf sowohl mechanisch wie auch enzymatisch aufgeschlossen.



3. Kohlefaser
Bambus, Phyllostachys edulis, wird zu Holzkohle verkohlt, aus der anschließend Nanopartikel gewonnen werden. Diese Kohlenstoff-Nano-Partikel werden Viskose (Rayon) zugesetzt oder sind in Polyester- oder Nylonfaser eingeschmolzen. In Japan und USA wird die Faser als „Black Diamond“ mit „ökologischem Anstrich“ angeboten. Die Kunstfaser soll durch den Kohlenstoffanteil Feuchtigkeit regulieren, den Schweiss aufnehmen und geruchsneutral bleiben.

Die schwarze Bambusfaser hat nichts mit dem Schwarzen Bambus, Phyllostachys nigra, zu tun.
_________________________________________________________

In Amerika wurde bereits in die unlautere Werbung für Bambus Viskose eingegriffen:

Federal Trade Commission charges Companies with ‚Bamboo-zling‘ Consumers with False Product Claims

Bamboo-based Textiles, Actually Made of Rayon, Are Not Antimicrobial, Made in an Environmentally Friendly Manner, or Biodegradable
weitere Informationen:
http://www.ftc.gov/opa/2009/08/bamboo.shtm

Auch in Deutschland ist die Kennzeichnung von Bambusfasern und Bambustextilien aus Bambus-Viskose als unbehandelte Naturfaser nach dem Textilkennzeichnungsgesetz unzulässig.
weitere Informationen:
http://www.eco-institut.de/e9579/e42011/e42271/news42383/index_ger.html

Phyllostachys edulis (=Phyllostachys pubescens), Moso Bambus