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Färben mit Naturfarben im Mittelalter von Stoff, Garn und Vlies


Färben mit natürlichen Färbemitteln im Mittelalter

Die synthetischen Farbstoffe wurden erst um 1860 entdeckt und erst nach 1890 begann die großtechnische Produktion von synthetischen Farbstoffen in den verschiedenen Farbwerken, die die Basis für die heutige Großchemie legten. Gefärbt wurde im Mittelalter mit Naturfarben gewonnen aus Pflanzen, Flechten und Tieren, wie Purpurschnecke und Cochenillelaus. Mit Pilzen wurde nur wenig gefärbt.

Fasergewinnung

Die Schafherden im Mittelalter gehörten meist den Fürsten, die dann die Wolle weiterverkauften. Ärmere Leute bauten in der Nähe ihrer Behausung Lein oder Hanf an und gewannen und verarbeiteten die Fasern, was für sie eine preiswerte Lösung war.
So wurden Leinenstoffe (wozu Lein und Hanf gehört) vielfach naturfarben getragen oder in der Hausfärberei gefärbt.
Ansonsten trugen die einfachen Leute und der niedere Klerus braune, graue und schwarze meist fleckig gefärbte Kleidung.

Luxus der Farbe

„Hl. Margarete mit einer Gruppe heiliger Jungfrauen“, Bartholomäus Zeitblom (um 1489–1497) im Ulmer Münster, Bild: Joachim Köhler, Wikimedia commons

Wertvolle Naturfarben der Schönfärber – Färben von Stoffen

Adel und hoher Klerus waren bedacht auf Luxus und wertvolle Tuche aus Seide und Wolle. Je gleichmäßiger gefärbt und je bunter die Tuche waren, desto höher war ihr Preis. Im Allgemeinen wurden die Tuche im Auftrag der Tuchhändler von den Schönfärbern, die edle Tuch mit teuren Farben färbten, bearbeitet. Den Färbern war untersagt Tuche zu verkaufen.
Wertvolle Farben für die Seidenfärbung waren auch Safran und Kurkuma. Aber auch die Blaufärbungen von Indigo und Waid waren zunächst kostbar. Das wertvollste Blau war das Königsblau.
Wer im Mittelalter etwas auf sich hielt und sich den Luxus leisten konnte, trug möglichst bunte Kleidung, die gleichmäßig gefärbt war.

Purpurfärbung mit Schneckenpurpur

Die teuerste Farbe war Purpur. In Rom durfte nur der Kaiser einen purpurnen Mantel tragen. Den Ministern war ein purpurner Besatz erlaubt. Ansonsten stand das Tragen von Purpur teilweise unter Todesstrafe.
Purpur wurde mit der Purpurschnecke (Haustellum brandaris und Hexaplex trunculus) gefärbt. Mit Purpur gefärbte Kleidungstücke wurden mit Gold aufgewogen. Dementsprechend bestand der Drang mit preiswerten Pflanzenfarben ähnliche Färbungen, wie mit der Purpurschnecke zu erzielen

Rotfärbung

Auch Rot, das mit Kermes, Cochenille oder Krapp gefärbt wurde, war zumeist dem hohen Adel und Klerus vorbehalten. Rot symbolisiert Leben und Blut.

Gelbfärbung

Gelb zu Färben war relativ einfach, da ca. 75 % der Färberpflanzen eine gelbe Pflanzenfarbe ergeben. Im Allgemeinen wurden die Färberpflanzen genutzt, die in der Umgebung wuchsen. Begehrt waren die Gelbfärbungen aus Wau und Färberginster.

Im Mittelalter war das helle Gelb Kennfarbe der Geächteten. Prostituierte trugen ein gelbes Kopftuch, kurze gelbe Umhänge und Schuhe mit gelben Bändern. Frauen mit unehelichen Kindern trugen gelbe Hauben. Schuldner mussten gelbe Scheiben auf die Kleider nähen. Im 12.Jhd. erklärten die Christen Gelb zur Farbe der Juden, die gelbe Hüte tragen mussten. Gelb ist auch die Farbe der Sonne und des Goldes.

Blaufärbung

Die Blaufärbung erfolgte in der Hausfärbung mit wenig lichtechten Beeren. Ein teurer Farbstoff war Waid und später Indigo jeweils zur Küpenfärbung. Es gab eine eigene Zunft der Blaufärber. Zunächst war die Waidfärbung ebenfalls aus Kostengründen der Oberschicht vorbehalten.

Grünfärbung

Gleichmäßig grün gefärbte Tuche waren wertvoll, da sie zunächst Gelb gefärbt wurden und in einem zweiten Färbevorgang im Allgemeinen mit Waid überfärbt wurden. Diese grünen Tuch konnte sich finanziell nur die Oberschicht leisten. Im Mittelalter symbolisierte Grün unter anderem die Liebe.

Wandel der Schwarzfärbung

Zunächst wurden schwarze Tuche, die meist fleckig gefärbt waren, von der armen Bevölkerungsschicht getragen.

Im 15.Jahrhundert führte im Herzogtum Burgund die Herzogfamilie anlässlich eines Hoffestes Schwarz als Hoffarbe ein, um sich von den bunten Gewändern der übrigen Adeligen abzugrenzen und aufzufallen und setzte damit einen neuen Modetrend. Später waren die schwarzen Tuche die teuersten und wertvollsten, denn es war eine Kunst ein gleichmäßig tief schwarzes Tuch herzustellen.

Färben mit Farbhölzern

Gegen Ende des Mittelalters mit der Erschließung von überseeischen Kolonien verdrängten Farbhölzer und indischer Indigo zunehmend die heimischen Naturfarben, die im Wesentlichen auf Pflanzenfarben basierten. Die überseeischen Färbemittel zeichneten sich durch hohe Färbekraft und der relativ einfachen Möglichkeit mit ihnen Baumwolle zu färben aus.

Weitere Informationen

Geschichte der Pflanzenfarben

Geschichte des (christlichen) Alauns