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Krapp, Rubia tinctorum – kanzerogene Wirkung?

Rubia tinctorum, Krapp, Färberpflanze

Für Krappfärbungen (Rubia tinctorum) finden sich immer wieder Angaben zu der kanzerogenen Wirkung von Krapp (Färberröte). Die Krappwurzel aus Rubia tinctorum kann als Medikament innerlich zur Nieren- und bei Blasensteinbehandlung eingesetzt werden. Die Krappwurzeln enthalten Alizarin und Lucidin. Beide Stoffe können Tumore auslösen. Insofern wurde die orale Aufnahme der Krappwurzel untersucht.
Aus diesem Grund sollte Krapp auch nicht zum Färben von Ostereiern, die verzehrt werden, verwendet werden.

Carcinogenicity and DNA adduct formation observed in ACI rats afer long-term treatment with madder root in Rubia tinctorum L, J. Westendorf et al. – 1998

Ratten wurden über 780 Tage 10 % Krappwurzeln dem Futter beigemischt. Die Tiere wurden anschließend getötet und untersucht. Bei dieser Gruppe von Ratten bildeten sich Leber-und Nierengeschwulste. Eine weitere Gruppe von Ratten, wurde über den gleichen Zeitraum 1 % Krappwurzeln dem Futter beigemischt. Bei dieser Gruppe traten zwar etwas weniger aber dennoch eine erhebliche Zahl an Leber-und Nierengeschwulsten auf. Verglichen wurde mit einer Gruppe von Ratten die normales Futter erhielten.
Ergebnis der Arbeit:
„Zusammenfassend zeigt die vorliegende Studie, dass Ratten, die chronisch mit Krappwurzel-Präparaten behandelt wurden, Leber- und die Nierenschäden entwickeln, mit nicht-neoplastischen sowie neoplastischen Veränderungen.
Deshalb kann auf Grund von Interspezies-Extrapolation bei langfristiger Behandlung von Menschen mit Krappwurzel für medizinische Zwecke auf das Risiko der Bildung von bösartigen Tumoren geschlossen werden.“

IARC ( International Agency for Research on Cancer)
MONOGRAPHS VOLUME 82, EVALUATION OF CARCINOGENIC RISKS TO HUMANS, 2002, Lyon

Ergebnis der Arbeit:
„Es gibt nur begrenzte Beweise bei Versuchstieren für die Karzinogenität von Krappwurzel (Rubia tinctorum).“

„Krappwurzel (Rubia tinctorum) ist nicht klassifizierbar hinsichtlich seiner Karzinogenität für den Menschen.“

Weitere Literatur

Ismene Jäger et. al, geben in dem Artikel „The Mutagenic Potential of Madder Root in Dyeing Processes of the Textile Industry, 2006″ den Rat:
„Als Vorsichtsmaßnahme ist es empfehlenswert, Extrakte aus Rubia tinctorum nicht mehr für Textilfärberei zu verwenden.“

Dagegen gibt Pauline Guinot in dem Artikel „Evaluation of antioxidant and antiproliferative activities of dyeing plant“, 2010 an:
Rubia tinctorum betreffend haben unsere Ergebnisse keinen Hinweis auf eine zytotoxische Aktivität ergeben, während mutagenes Potentialfür diesen Farbstoff zuvor von (Yasui & Takeda, 1983, Kawasaki et al, 1992) beschrieben wurde“.

Bewertung

Die Untersuchungen wurden durchgeführt, da die Krappwurzeln, die Alizarin, Lucidin und Rubiadin enthalten, auch als Medikament innerlich zur Nieren- und bei Blasensteinbehandlung eingesetzt werden. Sowohl Alizarin als auch Lucidin kann Tumore auslösen. Deshalb wird Krappwurzel heute nicht mehr medizinisch verwendet.

Unter diesen Aspekten sollte man keine Lebensmittel mit Krapp färben (auch keine Ostereier). Natürlich können über die Haut ebenfalls chemische Verbindungen aus der Färbung der Textilie in den Körper diffundieren, insbesondere unter Schweisseinfluß. Für Baby- und Kleinkindkleidung würde ich deshalb keine Krappfärbung verwenden. Ansonsten denke ich, kann die Krappfärbung für Textilien eingesetzt werden, insbesondere wenn das mit Krapp gefärbte Textil nicht direkt auf der Haut getragen wird.