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Geschichte des (christlichen) Alauns

Geschichte des Alauns

Natürlicher Alaun

Natürlicher Alaun (KAl(SO4)2×12H2O), kommt  in der Nähe von aktiven Vulkanen oder in Wüstengebieten vor, wo er aus dem Boden nicht ausgewaschen wurde. Im Altertum wurden diese natürlichen Vorkommen in Wüsten oder an aktiven Vulkanen wie dem Vesuv, auf den  Inseln mit aktiven Vulkanen wie Lipari, Stromboli, Volcano und Sizilien ausgebeutet.

Verwendung des Alauns in der Antike

In der Antike war in Ägypten die Imprägnierung von Bauholz mit Alaun bereits zum Brandschutz bekannt. Davon zeugen ägyptische Bauholzfragmente aus dem Jahr 450 vor Christus. Im Römischen Reich wurde Alaun als Hilfsstoff zum Färben verwendet. Die Römer nutzten Alaun bereits als Deodorant gegen Schweiß.

Verwendung des Alauns im Mittelalter

Im Mittelalter wurde Alaun als Hilfsmittel zum Färben (Beize), als auch für die Weißgerberei zur Herstellung heller, weicher Leder verwendet. In der Medizin diente Alaun mit seinen adstringierenden und antibakteriellen Eigenschaften zur Blutstillung oder zum Verschluss offener, nässender Wunden.

Gewinnung von Alaun

In der Nähe von Smyrna (Izmir) bei Phokaia (Foça) wurde ab 1275 Alaun von den Genuesern gewonnen und nach Europa verschifft. 1455 wurde das christliche Abendland vom Alaunhandel aus Phokaia durch Gebietseroberungen der Türken  weitgehend abgeschnitten. Die Türken beherrschten damit die wichtigsten Alaunvorkommen und forderten enorm hohe Zahlungen von den italienischen Pächtern.

1462 entdeckte Giovanno di Castro, im nördlich von Rom gelegenen und zum Kirchenstaat gehörenden Tolfa, reiche Vorkommen von Alaunstein (Alunit, KAl3[(OH)6(SO4)2]), die Papst Pius II. zusammen mit dem Haus Medici ausbeuten und verwerten ließ. Dazu wurde  das erste Alaunwerk in Europa betrieben bei dem bis zu 6.000 Menschen beschäftigt waren. Der Alaunstein wurde am Standort gebrochen, in Schachtöfen gebrannt und in Wasser gelöst. Diese Lösung wurde dann eingedampft. Zum Betreiben der Anlagen wurden die umgebenden Wälder zur Gewinnung von Brennstoff für die Alaunherstellung abgeholzt.

Um ein Monopol für den Alaunhandel  für die Kirche und die Medici zu errichten, hatte Papst Pius 1463 allen den Kirchenbann angedroht, die „unchristlichen Alaun“ importierten oder kauften. In das Monopol eingebunden wurde neben der päpstlichen Alaungewinnung in Tolfa die Alaungewinnung des Königs von Neapel auf Ischia. Ein Teil der päpsltichen Einnahmen diente zur Finanzierung der Türkenkriege. Das Monopol brach 1510 zusammen als zahlreiche Alaunwerke in Europa, einschließlich Deutschland, ihren Betrieb aufnahmen, um aus Alaunschiefer (Schwarzschiefer) Alaun zu gewinnen.

1668 hatten sich in der Nähe von Dudweiler (Saarland) unterirdische Kohleflöze entzündet.  Aus dem durch die Bergglut gerösteten Alaunschiefer wurde Alaun gewonnen.

Seit der großtechnischen Herstellung von Schwefelsäure nach 1800 wandelt man Ton oder Kaolin durch das Erhitzen mit Schwefelsäure in Aluminiumsulfat um und gibt dann Kaliumsulfat hinzu um Alaun zu produzieren.

Literatur

Der Bergwerksfreund, 1839
Karl Heinrich Rau, Handbuch der Oryktognosie, 1871
Jacob Strieder, Studien zur Geschichte kapitalistischer Organisationsformen, 1924
Ferdinand Gregorovius, Waldemar Kampf, Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter, Band 3, 1988

Geschichte der Pflanzenfarben

Beizen von Wolle mit Alaun zum Färben mit Pflanzenfarben