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10.000 Purpurschnecken liefern 1 g Farbstoff – Main-Echo

Im Main-Echo vom 17.03.2011 erschien ein Artikel von Ulrike Bernauer zum Thema Färberpflanzen:

10.000 Purpurschnecken liefern 1 g Farbstoff

Buchpräsentation: Eberhard Prinz und die Färberpflanzen
Vortrag Färbepflanzen und Pflanzenfarben     Auch die Früchte des Efeus können zum Färben verwendet werden, verrät Eberhard Prinz in seinem Buch »Färberpflanzen«. In seinem Vortrag am Freitag im Museum Schloss Fechenbach hat er noch viele andere interessante Erkenntnisse über die Farbstoffgewinnung gepackt, weiß aber auch spannende Geschichten über geschichtliche Entwicklungen und soziale Zusammenhänge zu erzählen.“

Bild: Ulrike Bernauer

DIEBURG. »75 Prozent der Farben färben gelb, nach blauen und violetten Farbstoffen muss man suchen«, erklärt Eberhard Prinz. Mit grünem Farbstoff sieht es in der Natur noch schlechter aus, da wird ein Stoff erst gelb gefärbt und dann mit blau überfärbt. Nur so erhält man eine grüne Farbe. Ausgiebig hat sich der in Dieburg lebende Aschaffenburger Prinz mit Pflanzen, die sich zum Färben eignen, beschäftigt. Am morgigen Freitag (18.) will er über sein Buch »Färberpflanzen, Anleitung zum Färben, Verwendung in Kultur und Medizin« Auskunft geben und nebenbei noch die eine oder andere Anekdote erzählen. Bei der Beschäftigung mit diesem Thema machte sich der Dieburger nämlich nicht nur im botanischen Bereich sachkundig, er hat auch viel über die Geschichte gelernt.

Begonnen hat das Interesse des Informatikers – studiert hat er Elektrotechnik und Informatik – schon vor etlichen Jahren, »Aber mit einem fordernden Beruf und einer Familie war es schwer,  dieses Hobby auszuüben«, sagt Prinz, »so richtig beschäftigt habe ich mich erst damit, als ich in den Ruhestand ging«.

Wissen geht verloren

Pflanzen haben den Dieburger schon immer interessiert, wie er dann zu seinem Spezialgebiet. den Färberpflanzen kam, kann er selbst nicht so genau erklären. Seine Informationen hat er sich aus alter Literatur geholt, »denn das Wissen um die Pflanzenfarben geht im Zeitalter der synthetischen Farben so langsam verloren«. In der Münchner Unibibliothek schmökerte Prinz gerne, aber auch in der Museumsbibliothek des Schlosses Fechenbach. Und er förderte dabei nicht nur Wissen über die Pflanzen zu Tage und die 117 Beispiele von heimischen. und exotischen Pflanzen für sein Buch. Dazu gehören ganz bekannte, wie die Pfingstrose, der Efeu, die Goldrute und der Klatschmohn. Immer wieder geht der Pflanzenliebhaber weit in die Historie zurück.
Gefärbt wurde früher nicht nur mit Pflanzen, sondern auch mit Tieren, dazu gehört als eines der bekanntesten Beispiele die Purpurschnecke. 10000 Tiere benötigte man für ein Gramm Farbstoff, und zum Färben eines Stoffes war wiederum das gleiche Gewicht an Farbstoff wie an Stoff nötig. Kein Wunder, dass der teure Stoff bei den Römern nur dem Kaiser vorbehalten war, und dass die Schnecke heute weitestgehend ausgestorben ist.

Schwarz eine Arme-Leute-Farbe

Prinz kann aber auch einiges zur Sozialgeschichte  erzählen. »Schwarz war im Mittelalter eine Arme- Leute- Farbe. Das änderte sich, als die Fürsten von Burgund rein schwarze Stoffe hoffähig machten. Seitdem ist schwarz gesellschaftsfähig, beispielsweise das kleine Schwarze. Entscheidend war damals die gleichmäßige Durchfärbung des Stoffes, mit Pflanzenfarben ist dies nur sehr schwer zu erreichen«. Die Farbstoffgewinnung war in früheren Zeiten ein großer Wirtschaftszweig. Und sie wirkt bis heute fort, die meisten Chemiewerke entspringen ehemaligen Farbenwerken. So zum Beispiel die ehemaligen Farbwerke Höchst und der Filmhersteller AGFA (Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation). Auf einen äußerst vielseitigen Vortrag können sich die Besucher am Freitag gefasst machen. Denn Prinz hat sich bei seinen aufwendigen Studien auch über die Behandlung der verschiedenen Stoffe schlau gemacht und hält mit seinem Wissen nicht hinter dem Berg. Einige Pflanzenrohstoffe hat er selbst ausprobiert, vieles aber der Literatur entnommen. »Wenn ich das in mehreren Büchern gefunden habe, dann habe ich das meist nicht noch einmal selbst ausprobiert«, sagt der Hobby-Botaniker mit dem mittlerweile sehr profunden Wissen. Mittlerweile hat sich Prinz einem anderen Thema zugewandt: Die Faserpflanzen, wie Flachs und Hanf, sind jetzt sein Thema. Am Freitag wird er sich jedoch ganz den Färberpflanzen widmen. Der Heimatverein Dieburg lädt zu dem Vortrag für 19 Uhr in das Schloss Fechenbach ( Eulengasse 8 ) ein, anschließend findet eine Führung durch die Blaufärberabteilung des ‚ Museums statt. Der Eintritt kostet vier Euro (Mitglieder drei). Und das reich bebilderte Buch – Prinz hat die Fotos selbst geschossen – über die färbenden Pflanzen kann man an dem Abend auch erwerben.

Ulrike Bernauer

Vortrag Färberpflanzen und Pflanzenfarben, Dieburg, 18.03.2011

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